Jahresbericht 2018

Zement made in Austria

In den österreichischen Zementwerken ist die beste verfügbare Technologie im Einsatz, um Zement so energieeffizient und klimaschonend wie möglich herzustellen. Durch lückenlose Qualitätskontrollen stellen die Unternehmen sicher, dass auch klinkerreduzierte Zemente den hohen Ansprüchen der Kunden und selbstverständlich auch den Anforderungen der europäischen und nationalen Normen entsprechen.

Wachstum bei Absatz und Umsatz

In Österreich wurden 2018 in acht klinkerbrennenden Zementwerken 5,2 Mio. Tonnen Zement produziert – ein Anstieg um 7,4 % im Vergleich zum Vorjahr. Der Jahresumsatz der Branche ist um 4,7 % auf 431,5 Mio. Euro gestiegen.

Basis für dieses Wachstum war die positive Entwicklung der österreichischen Bauwirtschaft. Nach einer Steigerung um 3,5 % im Jahr 2017 verzeichnete sie 2018 nochmals ein kräftiges Wachstum von 2,3 %. Der Hochbau erzielte ein Plus von 2,4 %, die Wohnbauaktivitäten nahmen um 2,5 % zu, der Tiefbau wuchs um 2,0 %.

Auch das erste Halbjahr 2019 war sehr positiv und trägt dazu bei, dass in der Zementindustrie und generell in der Bauwirtschaft weiterhin Optimismus herrscht, während sich die allgemeine Stimmung in der Wirtschaft angesichts der abflauenden Konjunktur zunehmend eintrübt.

Produktionsmengen der österreichischen Zementindustrie

Klinkergehalt unter 70 %

Nachdem die Herstellung von Zementklinker energieintensiv ist und CO2-Emissionen verursacht, ist die Branche bestrebt, Zemente mit niedrigem Klinkergehalt und einem hohen Anteil an sogenannten Zumahlstoffen zu erzeugen. Dank intensiver Forschung und Entwicklung ist es den Zementunternehmen gelungen, neue, innovative Zemente auf den Markt zu bringen. Laufende Qualitätskontrollen gewährleisten, dass diese klinkerreduzierten Zemente den hohen Anforderungen auf der Baustelle und letztlich auch von Bauwerken entsprechen. Insbesondere muss die Qualität der Zemente die Dauerhaftigkeit und Langlebigkeit von Konstruktionen aus Beton gewährleisten. Denn in der ökologischen Bewertung von Bauwerken ist ihre Lebensdauer ein entscheidendes Kriterium.

Limitierend kann sich die regionale Verfügbarkeit der als Klinkerersatz in Frage kommenden latent hydraulischen sekundären Zumahlstoffe auswirken. Dazu zählen Hüttensande aus der Stahlindustrie und Flugaschen, die in kohlebefeuerten Kraftwerken anfallen. Der gemäß europäischer Norm EN 197-I für Normalzemente niedrigst mögliche Klinkeranteil von 5 % ist daher nur ein theoretischer Wert. Im Durchschnitt lag der Klinkeranteil aller in Europa produzierten Zemente 2017 bei 76,4 %.

Die österreichische Zementindustrie hat eine lange Tradition und Erfahrung in der Herstellung von Zementen mit einem reduzierten Klinkeranteil. 2018 lag der durchschnittliche Klinkeranteil österreichischer Zemente bei 69,6 %. Das ist einer der niedrigsten Klinkergehalte in Europa. In der Roadmap der europäischen Zementindustrie wird bis 2050 ein Klinkeranteil von 70 % angestrebt. Somit liegt die Branche in Österreich schon jetzt unter diesem Zielwert.

Rupert Friedle
Rupert Friedle

Energieeffizienz gleichbleibend hoch

Im Jahr 2018 wurden in den österreichischen Zementwerken 13.833 Terajoule (TJ) an thermischer Energie eingesetzt. Elektrischer Strom wird vor allem für die Rohmehl- und Zementmahlung und für den Betrieb von Umweltschutzanlagen benötigt. Der Stromverbrauch der Branche belief sich 2018 auf 592.852 MWh. Der Gesamtenergiebedarf, als Summe der eingesetzten elektrischen und thermischen Energie, lag bei umgerechnet 15.968 TJ. Der Anteil des thermischen Energieeinsatzes am gesamten Energieeinsatz betrug somit 86,64 %, der Stromanteil 13,36 %.

Der thermische Energiebedarf zur Klinkererzeugung wird von der österreichischen Zementindustrie mittlerweile zu über 81 % aus alternativen Brennstoffen gewonnen. Dem Umwelt- und wirtschaftspolitischen Nutzen, der damit verbunden ist, steht bei manchen alternativen Brennstoffen ein leicht erhöhter thermischer Energiebedarf für die Trocknung gegenüber.

Die Energieeffizienz hat sich daher in den vergangenen Jahren trotz laufender Modernisierung der Anlagen nur unwesentlich verändert. 2018 wurden durchschnittlich rund 2,639 GJ thermische und 113,1 kWh elektrische Energie pro Tonne erzeugtem Zement benötigt.

Die Leistungsfähigkeit und Gleichmäßigkeit der österreichischen Zemente ist eine Grundvoraussetzung für dauerhafte, langlebige und damit ökologische Betonkonstruktionen.“ Rupert Friedle Leiter des Forschungsinstituts der VÖZ

Energiebedarf der österreichischen Zementindustrie

Spezifischer Energiebedarf (GJ/t Zement)
Spezifischer Energiebedarf (GJ/t Zement)

Eine signifikante Senkung des spezifischen Energiebedarfs ist auch künftig nicht zu erwarten. Für die Herstellung von Grauzementklinker stellen Drehrohröfen mit Zyklonvorwärmer-Anlagen den aktuellen Stand der Technik dar. Bei diesem sogenannten Trockenverfahren wird die Abwärme der Verbrennungsluft direkt zum Trocknen, Aufheizen und Vorkalzinieren des Rohmaterials genützt, um dadurch den Energieverbrauch für die Zementproduktion zu senken. Weltweit werden rund 82 % der erzeugten Klinkermenge mit diesem Verfahren hergestellt. Ein geringerer Teil wird global nach wie vor mit dem weniger energieeffizienten Nassverfahren produziert. In Österreich kommt seit mehreren Jahren ausschließlich das Trockenverfahren zum Einsatz.

Einen Beitrag zur Steigerung der Energieeffizienz und zur regionalen Energieversorgung stellt die Auskopplung überschüssiger Wärme und ihre Einspeisung in Fernwärmenetze dar. 2018 wurde aus den Anlagen der österreichischen Zementindustrie 131,9 TJ an externe Verbraucher abgegeben.

Weltweit niedrigste Emissionen Kohlendioxid (CO2)

Rund 3,2 % des in Österreich ausgestoßenen Kohlendioxids stammen aus der Zementproduktion. Etwa zwei Drittel davon werden bei der prozessbedingt notwendigen Entsäuerung des eingesetzten Kalksteins (CaCO3) freigesetzt. Der Rest ist dem Brennstoffeinsatz zuzuschreiben.

Durch große Anstrengungen ist es der österreichischen Zementindustrie gelungen, den CO2-Ausstoß je produzierter Tonne Zement in den vergangenen Jahren schrittweise zu reduzieren. 2018 konnten die spezifischen CO2-Emissionen auf den historischen Tiefststand von 521 kg CO2 gesenkt werden. Somit sind wir bei der CO2-Performance weltweiter Spitzenreiter. Im Wesentlichen ist das auf die hohe Ersatzbrennstoffrate, den geringen Klinkeranteil österreichischer Zemente und den technologisch fortgeschrittenen Stand der Anlagen zurückzuführen.

CO2-Emissionen der Zementindustrie

kg CO2 pro Tonne Zement
Felix Papsch
Felix Papsch

Stickstoffoxide (NOx)

Im Jahr 2009 hat die VÖZ mit dem Umwelt- und dem Wirtschafts-ministerium eine freiwillige Vereinbarung zur Reduktion der NOx-Emissionen und Erforschung von Emissionsminderungstechnologien unterzeichnet. Daraufhin haben die Zementunternehmen in Kooperation mit Anlagenbauern hochinnovative Entstickungsanlagen entwickelt und in Betrieb genommen. Damit ist es der Branche gelungen, die NOx-Emissionen weiter zu senken. Diese Erfolgsgeschichte hat das Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus dazu veranlasst, die freiwillige Vereinbarung mit der Zementindustrie bei der Europäischen Kommission als Best-practice-Beispiel vorzuschlagen.

Die Vorreiterrolle der österreichischen Zementindustrie beim Umweltschutz wird auch anhand eines internationalen Vergleichs deutlich. Im Durchschnitt wurden in den 28 EU-Ländern 2016 (aktuellster Datenstand) 450 mg/Nm3 NOx ausgestoßen.

2018 sind die durchschnittlichen NOx-Emissionen der österreichischen Zementindustrie im Vergleich zum bisherigen Tiefststand des Jahres 2017 leicht gestiegen und lagen bei 280,1 mg/Nm3 Abgas. Ursache dafür waren Lieferengpässe bei einem benötigten Betriebsmittel zur NOx-Reduktion.

Für 2019 ist, insbesondere durch die Inbetriebnahme einer DeCONOx-Anlage im LEUBE Zementwerk in Gartenau, wieder mit einem Rückgang der NOx-Emissionen zu rechnen.

Beim Klima- und Umweltschutz nimmt die österreichische Zementindustrie eine internationale Vorreiterrolle ein.“ Felix Papsch VÖZ-Experte für Technologie und Umwelt